(Beitrag wird regelmäßig aktualisiert- Letzte Aktualisierung 2023) 1 Woche vor unserer Abreise im September 2018 nach Albanien wurde ich panisch und schrieb meiner Freundin Diana: „Diana, können wir überhaupt nach Albanien fahren? Ich meine die Straßen… kommt man auch ohne Allrad vorwärts? Gibt es eigentlich richtige Straßen… ich meine so richtig, richtige Straßen?“ Und im nachhinein höre ich Diana noch immer seufzen, denn wahrscheinlich hat sie diese Fragen, über die Straßenverhältnisse in Albanien, schon ein Dutzend Mal gehört….
Straßen in Albanien
Überall im Internet liest man von den schlechten, mit Schlaglöchern übersäten Straßen in Albanien und vor meinem geistigen Auge sehe ich Schotterpisten und Schlaglöcher so groß, dass unser VW T3 darin versinkt. Ich überlege wo wir viele Ersatzreifen in unserem VW T3 unterbringen können und ob ein komplettes Ersatz-Fahrwerk auf einem Anhänger transportiert werden könnte. Hilfe, wir kommen hier nie mehr lebend raus!!
Und wer ist an meinen geistigen Horrorszenarien schuld? Ja, das Internet und vielleicht ein klein wenig meine Mama. Denn sie war 2003 in Albanien und da gab es tatsächlich nur Schotterpisten und keine einzige asphaltierte Straße, so ihre Erzählung.
Die häufigste Frage an uns lautet: „Wie sind die Straßenverhältnisse in Albanien?“
Weshalb diese Frage gerade bei dem Thema „Albanien“ so häufig auftritt, ist mir noch immer ein Rätsel. Da aber auch wir uns vorab die Frage stellten und nun im nachhinein wissen, dass die Gedanken darüber unbegründet waren, will ich euch mal ein wenig näher bringen, wie wir die Straßenverhältnisse empfunden haben.
Wir sind mit einem VW T3 unterwegs, bekannt für Bodenfreiheit auch in der allradlosen Version 😉 Also sind unsere Voraussetzungen schon mal ganz anders, als eine Fahrt mit einem tiefergelegten Sportwagen, nein eigentlich mit fast jedem neueren „normalen“ PKW. Nur für den Fall dass jemand denkt, er kommt mal gemütlich mit seinem Ferrari oder 12 m Gespann an. Beides halte ich in Albanien nicht für praktikabel…
In Albanien gibt es eine Autobahn und viele Staatsstraßen. Bis auf ein paar Ausnahmen, sind diese in der Regel sehr gut befahrbar. Dennoch sind die Verhältnisse nicht vergleichbar mit deutschen Straßen, denn in Albanien hat man im Grunde alle paar Meter ein Tier oder ein ungewöhnliches Gefährt vor oder neben sich. Oft sind es auch Menschen die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auf einem Esel unterwegs sind. Aus diesem Grund ist auch die Geschwindigkeit begrenzt (außer bei Albanern selbst) und man kommt viel langsamer voran als bei uns. Nicht selten ist es sehr kurvig. Für eine Strecke bei welcher das Navi so und soviel Zeit veranschlagt, sollte man sich darüber im klaren sein, dass es häufig viel länger dauern kann, bis man sein Zeil erreicht. Im Vorfeld hatten wir eine grobe Route geplant. Vor Ort sind wir dann doch ganz anders gefahren. Bemerkenswert ist jedoch, dass besagtes Navi auch oft nicht so falsch liegt. Man sollte sich nicht wundern wenn das Gerät für 60 Kilometer Strecke vier Stunden Fahrzeit plant, das kann durchaus der Wahrheit entsprechen.
Auch bei den asphaltierten Straßen kann es Schlaglöcher geben oder der Asphalt hat mit den Jahren das ultimative Ende erreicht. z.B. der Zubringer zum Koman Stausee wurde in unseren Reiseführern noch als sehr gut beschrieben. Da haben wir uns 2018 etwas gewundert, denn das letzte Stück zum Koman ist schon sehr holprig geworden. Dafür wurden andere Straßen als schlechte Schotterpisten beschrieben und sind mittlerweile perfekt, also wirklich perfekt asphaltiert. Albanien verändert sich schnell und es kann durchaus sein, dass ein Jahr später, die Straßen schon wieder besser oder schlechter sind.
Abseits der Straße – Offroad in Albanien
Es gibt unzählige Offroad Strecken und Albanien ist ein Eldorado für Overlander und Allrad Fans. Auch die Strecke zu einem einsamen Strandabschnitt kann ein Erlebnis sein und ist häufig nur eine Piste. Wer schon auf Korsika war und die Strecke zum Camping U Paradisu kennt… genau so ist das in Albanien, wenn ihr an einsame Strände wollt, oder vielleicht einfach nur eine Abkürzung über einen Berg nehmt. Heute je nach Fahrzeug fahrbar, drei Tage später, nach starken Regenfällen oder Erdbeben, unpassierbar.
Wenn dir dein Navi Abkürzungen vorschlägt, sollte man vorsichtig sein (nicht nur in Albanien ;). Ganz schnell kann sich die Abkürzung als ein langes Vergnügen mit vielen Helfern herausstellen… aber hey, so kommt ihr auf jeden Fall mit Einheimischen in Kontakt 😉 Auch innerhalb von Ortschaften wird die als Abkürzung oder Verbindungsstraße vorgeschlagene Route zur Offroad Piste. Da fährt dann aber auch keiner, außer der bekloppte Touri. Solche Straßen werden auch nie saniert. Nochmal, es fährt dort keiner! Außer Ich und vielleicht du! 😉
Wer auf Nummer sicher gehen will…
…muss manchmal „Umwege“ fahren, aber zumindest ist die Straße dann bei einer Panne nicht Schuld. Es gibt viele gut ausgebaute Straßen in Albanien. Die Straße an der Küste entlang von Albanien nach Griechenland ist wirklich für jedes Fahrzeug gut befahrbar. Auch die Autobahn von Durrës in den Kosovo.
Ksamil nach Gijrokastra, also die SH99 und SH4 waren auch problemlos.
Osum Canyon nach Gjirokastra sind wir nicht die kurze Strecke gefahren, sondern einen Umweg über die SH4. Die Strecke ist wesentlich weiter, aber prima zu fahren. Bei der kürzeren Permet Strecke, steckten schon einige fest…also unbedingt vorher genau prüfen, ob euer Fahrzeug dafür geeignet ist und es nicht vorher stark regnete.
Straßenverkehr in albanischen Städten
Positiv überrascht waren wir von dem Verkehr in den albanischen Städten die wir besuchten: Diese waren Berat, Durres, Gijrokastra, Korca, Vlora, Shkodra, Saranda und Rrëshen. Auch hier hörten wir im Vorfeld häufig von den „schlimmen“ Autofahrern. Ja, sicher es geht wirklich um Welten chaotischer zu, als in Deutschland, aber in italienischen Großstädten Auto fahren, finden wir viel viel krasser. Michi sagt, er liebt es durch albanische Städte zu fahren. Gerne auch freiwillig und gerne auch nur zum Spaß. Es ist das pure Chaos und jeder macht was er will, aber, und das ist der Unterschied, es nehmen alle unglaublich Rücksicht aufeinander.
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Übrigens ist es das erste Mal, dass wir freiwillig Städte besuchten. In den meisten anderen Ländern geben wir uns den Stress eher selten. Parkplätze haben wir auch immer problemlos gefunden, meist kostenlos. Wenn wir mal nicht so sicher waren, ob das parken erlaubt ist, kam immer jemand auf uns zu und half freundlich (oft mit Händen und Füßen) weiter.
Die 895 000 Einwohner Großstadt Tirana haben wir bisher allerdings nicht besucht, soll aber sehr lohnenswert sein.
Verkehrsregeln in Albanien
Viele Verkehrsregeln in Albanien, kennt ihr schon von zu Hause. Folgendes ist wichtig:
Mit Abblendlicht fahren ist Pflicht.
Aufpassen beim Raki trinken, denn 0,1 Promille darfst du nicht überschreiten.
Höchstgeschwindigkeiten:
- 40 km/h innerorts
- 80 km/h über Land
- 90 km/h auf Schnellstrassen (blau markiert)
- 110 km/h auf Autobahnen (grün markiert)
Wohnmobil bis 3,5 t darf außerorts 70 km/h und auf der Autobahn 80 km/h fahren
Maut
Seit 2019 gibt es nun auch eine Mautstelle in Albanien und zwar betrifft diese eine Teilstrecke auf der Autobahn. Pro PKW kostet die Maut 5 €.
Pflicht
- Grüne Versicherungskarte
- Führerschein
- Fahrzeugpapiere
- Verbandszeug
- Warndreieck
- Abschleppseil
- Reservereifen
Nehmt eine Warnweste mit. Da Sie in anderen Ländern schon Pflicht ist, habt ihr sie wahrscheinlich eh dabei. Falls ihr doch eine Panne habt, schadet es nicht, wenn ihr gut sichtbar seid.
Polizeikontrollen
Die Polizei kontrolliert sehr viel. Haltet euch an die Geschwindigkeiten (meistens könnt ihr eh nicht schneller fahren) und haltet bei einer Kontrolle eure Papiere bereit. Allerdings zieht die Pol meist Albaner heraus, nur einmal haben sie uns angehalten um freundlich darauf hinzuweisen dass man das Licht anschalten muss.
Bei einer Panne oder einem Unfall
- Polizei (Policia): +355 / 112 /129
- Verkehrspolizei (Policia Rrugore) +355 / 126
- Feuerwehr (Zjarrfikësit): +355 / 128
- Rettung (Urgjenca): +355 / 127
Internationaler Führerschein
Ist er für Albanien notwendig oder nicht? Laut auswärtigem Amt, wird der deutsche Führerschein anerkannt und ein internationaler Führerschein wird nicht mehr benötigt! (Stand 2023)
Im ursprünglichen Beitrag, stand, dass der deutsche Führerschein ausreicht. Stand 2022 war allerdings folgendes Fakt: Nicht-EU-Länder in Europa, verlangen (bisher) nicht ausdrücklich einen internationalen Führerschein. Allerdings wird der internationale Führerschein für europäische Länder außerhalb der EU, schon allein um Sprachbarrieren und Probleme im jeweiligen Land zu vermeiden, empfohlen (so auch z.B. für Albanien und Montenegro). Auf der sicheren Seite bist du also auf jeden Fall mit einem internationalen Führerschein. Diesen kann man sich für ca 15 € bei seiner Führerscheinstelle ausstellen lassen. Dem ist aktuell (2023!) nicht mehr so und der deutsche Führerschein reicht vollkommen aus!
Alles weitere Wissenswerte zu Straßenregeln in Albanien, findet Ihr auf der Seite Autofahren in Albanien
Fazit:
Ihr habt Albanien als Reiseziel gewählt, wegen der schönen Strände und dem guten Essen?! Wahrscheinlich doch eher, weil Albanien Abenteuer verspricht. Natur, Aufregung, ein noch halbwegs unentdecktes Idyll in Europa. Genau deshalb, möchte man in Albanien keine Straßenverhältnisse wie in Deutschland vorfinden. Man braucht den Nervenkitzel und genau das können auch Albaniens Straßen bieten. Hier ist wirklich noch der Weg das Ziel.
Klar gibt es Schlaglöcher auf den Straßen und auch Menschen, Tiere und vollgepackte Gefährte können vor dir herumwuseln. All das empfanden wir aber eher als Bereicherung. Die Straßen waren zum größten Teil gut befahrbar. In manchen Regionen Albaniens, ist das allerdings anders. Manche Strecken sollte man eher nicht ohne Allrad fahren. Wir konnten immer wieder feststellen, dass die Einschätzung von anderen Reisenden vor Ort, absolut zutreffend sind. Also sucht Kontakt…
Wer sich unsicher ist, nimmt einfach erstmal die Straße an der Küste entlang und wird dann ein Gefühl dafür bekommen ob mehr geht oder ob man lieber direkt am Strand bleibt. Die Sehenswürdigkeiten im Süden Albaniens, rund um Ksamil, sind auch sehr unproblematisch zu erreichen.
Gute Fahrt und vielleicht sehen wir uns ja im Oktober 2019 in Albanien 🙂
Ergänzung:
Es ist nun 2022 und ich schreibe mal wieder über den Beitrag. Wir hatten oben einen (mittlerweile gelöschten) Absatz über die SH21 die grob von Shkodra nach Theth und den Nationalpark Theth führt. Die Straße (Route von Westen kommend) war damals eine echte Herausforderung und ein Traum für Allradler, heute (2022) ist die Straße landschaftlich immer noch traumhaft schön, man muss sie sich nur jetzt mit allem was schnell und tiefergelegt ist teilen. Frisch asphaltiert, glatt wie ein Babypopo. Nur zu groß sollte man immer noch nicht sein. Das Tal ist nun für jedermann erreichbar. Gut für die Menschen die vom Tourismus leben, schade für die abgeschiedene Natur.
Dies zeigt deutlich, dass sich die Verhältnisse in Albanien schneller verändern als in vielen anderen Ländern der Welt. Die Straßen- und Infrastrukturertüchtigung geht rasend schnell. Mittlerweile ist auch eine Umgehungsstraße um Vlora entstanden und auch die noch unberührte Südroute nach Teth soll nun auch ausgebaut werden. Këlcyra-Malëshova wird auch asphaltiert. Es gibt sie noch, die Offroad-Strecken, aber sie werden zusehend weniger 🙁
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Neuste Beiträge über Albanien
Hallo, reicht der deutsche Führerschein wirklich aus in ALBANIEN? Habe beim ADAC die Info bekommen, dass man einen internationalen Führerschein braucht.
Viele Grüße Carina
Hallo Carina,
die Nicht-EU-Länder in Europa, verlangen (bisher) nicht ausdrücklich einen internationalen Führerschein. Allerdings wird der internationale Führerschein für europäische Länder außerhalb der EU, schon allein um Sprachbarrieren und Probleme im jeweiligen Land zu vermeiden, empfohlen (so auch z.B. für Albanien und Montenegro). Auf der sicheren Seite bist du also auf jeden Fall mit einem internationalen Führerschein. Wir persönlich hatten bisher (das letzte Mal waren wir im Oktober 2021 in Albanien) unseren deutschen Führerschein dabei und keine Probleme ( das wir einfach Glück hatten, kann ich natürlich nicht ausschließen ;), allerdings werden auch wir in Zukunft einen internationalen Führerschein dabei haben, da wir ihn uns dieses Jahr für Tunesien ausstellen lassen müssen und deshalb dann eh schon haben 😉 Viele Grüße Jasmin
Hallo, vielen Dank für deinen tollen Beitrag. Meinst du, man kann auch mit einem etwas größeren Wohnmobil (8,60 lang) nach Albanien? Vielen Dank für eine kurze Info
Guten Morgen und vielen lieben Dank für deine Nachricht. Ich würde sagen, mit Einschränkungen geht Albanien definitiv auch mit 8,60 m ? Hier wird allerdings vor allem die Straße an der schönen albanischen Küste Richtung Griechenland in Frage kommen und auch natürlich Autobahn ( z.B. Richtung Kosovo). Mit Sicherheit gehen auch viele andere Strecken, allerdings würden wir dir raten, vorab zu schauen ob sich die Strecke nicht in eine Huckelpiste verwandelt und auch am besten vor Ort nachfragen ob sie fahrbar ist. Wir nutzen auch manchmal Street View dafür, kann sehr hilfreich sein um vorab die Straße zu sehen ?
Viele Grüße aus Griechenland,
Jasmin und Michi
Es ist großartig zu wissen, dass Albanien so viel zu bieten hat, insbesondere für abenteuerlustige Reisende. Die Straßenverhältnisse können sicherlich eine Herausforderung darstellen, aber euer Beitrag bietet wertvolle Informationen und Ratschläge, um diese Hindernisse zu bewältigen.