inkl. Update zu Versorgung und seriöse Organisationen für Straßenhunde 2023

Wir sind in Rreshen, einem lebhaften Ort, der eher selten von Reisenden besucht wird. Falls ihr den ersten Teil unseres Reiseberichts mit unserem nächtlichen Grenzübergang nach Albanien und die Fahrt über den Koman Stausee noch nicht gelesen habt…hier ist er—> Das erste Mal Albanien -Grenze

Rrëshen und Übernachtung im Flussbett

Hier in Albaniens Norden wirken die Menschen entspannt. Alle winken und freuen sich, wenn wir in unserem kleinen VW T3 Eisbären vorbeifahren.

Wir mussten dringend einkaufen. In Rrëshen fanden wir einen kleinen Supermarkt und deckten uns mit allem notwendigen ein. Überrascht waren wir von der großen Auswahl.  Eigentlich ist es ziemlich blöd davon überrascht zu sein, denn man ist ja nicht in einem dritten Welt Land. Zwar ist Albanien ein armes Land, aber selbstverständlich kann man im Supermarkt alle möglichen Lebensmittel kaufen. Marken wie Cola etc. sind wesentlich teurer als in Deutschland, aber wer nicht darauf verzichten kann oder will, hat alle Möglichkeiten.

Rrëshen  ist eine eher arme Kleinstadt. Bergwerke stehen still, wirtschaftliche Perspektiven gibt es momentan nicht. Hier treffen sich die Einheimischen Abends im Ort und wir beobachten fasziniert das bunte Treiben. Der Ort ist so voller Menschen, dass sich hier anscheinend jeder Abends trifft. Kinder toben über den Marktplatz, Männer spielen Domino.. Für uns wird es Zeit einen Platz für die Nacht zu finden. Michi sucht bei Google Maps einen kleinen Weg heraus, der uns letzendlich in ein ausgetrocknetes Flussbett führt.

Der Abend endet mit einer sensationellen Ruhe, dem Sternenhimmel und einer albanische Frischteigpizza (Vancooking ist nicht so unser Ding 😉 und  fielen müde ins Bett.

Einzige Autobahn Albaniens -Autostrada A1

Morgens ging es endlich auf die Autobahn Richtung Durrës.

Kann man wegen einer Autobahn aufgeregt sein? Hier kann man das definitv!

Die Autostrada A1 wurde erst 2009 eröffnet und führt von Durrës durch das nordalbanische Gebirge nach Kukës  und weiter nach Morina zur Grenze Kosovos. Es ist die einzige Autobahn in Albanien. Im Vorfeld hatten wir schon viel davon gelesen und was man darüber liest, ist wahr, denn hier trifft man Eselkarren, Fahrradfahrer und Menschen die anhalten um Hochzeitsfotos zu machen.

2021 und 2022 war es eine „normale“ Autobahn und es gab keine Überraschungen mehr auf der Strecke.

Amphitheater Durrës

In Durrës angekommen, besuchten wir das Amphitheater. Es bot in früheren Zeiten Platz für mindestens 16.000, aber vielleicht sogar 23.000 Zuschauer und war damit das größte römische Amphitheater der Balkanhalbinsel. Erbaut wurde es im 2. Jahrhundert von Kaiser Trajan. Ihr findet es mitten in der Stadt, umgeben von Hochhäusern.

Wie alles in Albanien, ist auch der Eintritt in das Amphitheater mit 2€ pro Person sehr günstig. Angeblich wurde das Theater gefunden, als ein Weinkeller

angelegt werden sollte. Die Gewölbe sind begehbar und man findet auch ein Mosaik aus frühchristlicher Zeit, dass erstaunlich gut erhalten ist.

Ausgrabungen sind momentan noch in Gange.

Durres ist eine quirlige Hafenstadt. Nach den gemütlichen Bergregionen mit entspannten Bewohnern, die alle winken und grüßen, wenn man vorbeifährt, ein krasser Gegensatz. Es ist hier laut, sehr viel Verkehr.  Die Hotels am Strand wirken sehr modern. Alles nichts für uns..

Straßenhunde in Albanien

Wir fuhren raus aus der Stadt. Kap Rodonit sah auf Fotos schön aus und angeblich sollte es auch einen Campingplatz geben. Hier erlebten wir dann einen der traurigsten Momente auf unseren bisherigen Reisen.

Am Parkplatz des Kap Rodonit angekommen, fiel uns gleich eine Hündin auf, die von Gebüsch zu Gebüsch lief. Sie kam uns entgegen und wir gaben ihr Wasser zu trinken und Hundefutter, dass wir immer dabei haben.

Nach einem kurzen Ausflug an den wirklich sehr stark vermüllten Strand am Kap Rodonit, allerdings gab es dort wirklich herrliche Muscheln (ein Jahr später war hier statt Muschelstrand, ein kompletter Sandstrand), kamen wir wieder zurück zu unserem Bus.

Die Straßenhündin und ihr toter Welpe

Die Hündin hielt sich sofort wieder bei uns auf. Wir überlegten noch ob wir hier die Nacht verbringen sollten, als sie zur Hecke lief und mit einem Bündel zurückkam. Im ersten Moment erkannten wir es nicht, aber dann sah man doch schnell, dass es ihr toter Welpe war. Sie hielt ihn so behutsam und legte ihn in unserem Bus auf meinem Schuh ab.

Wie sie uns angesehen hat, werden wir nie mehr vergessen. Voller Hoffnung und um Hilfe suchend. Zu behaupten, wir wären mit der Situation überfordert gewesen, wäre untertrieben. Wie immer war Michi derjenige, mit dem kühlen Kopf und großem Herz. Vorsichtig hat er den Welpen hochgehoben und hätte ihn auch noch beerdigt. Die Hündin hat ihren Welpen aber wieder behutsam aus Michis Händen genommen und in Richtung Gebüsch getragen und verschwand darin. Wir suchten noch nach ihr, haben sie aber nicht mehr gesehen.

Haben wir überlegt sie mitzunehmen? Ja klar, dass hätte wohl auch jeder andere getan. Genau genommen hätten wir am Ende unserer ersten Albanien Reise ca 30 Hunde im Bus gehabt. 2018 gab es nur sehr wenige Internetseiten über Albanien und der Tourismus steckte noch in den Kinderschuhen. Es ist absolut nicht vergleichbar mit heute 2023 und deshalb wurde es dringend Zeit für eine Aktualisierung dieses Beitrags:

Straßenhunde in Albanien 2023

Info zu dem Beitrag: Dies ereignete sich 2018 auf unserer ersten Reise nach Albanien. Wir hatten nach einem Tierarzt gegoogelt oder einer Hilfsorganisation in Albanien, allerdings gab es damals noch nicht viele Internetseiten oder gut besuchte Foren für Albanien Reisende. Damals fanden wir nur die Tierhilfe Tirana. Es gab allerdings auch schon 2014 die Organisation ProQen (was wir erst 2021 erfahren haben)

Wir konnten seit 2018 zwar Verbesserungen erkennen, allerdings ist die Vielzahl an Straßenhunden und Berichten von Misshandlungen, sowie Tötungen der Hunde, für ein EU-Beitrittsland ein absolutes Armutszeugnis. Die Regierung sollte die Situation zum Schutz der Hunde dringend verbessern und mit den Tierschutzorganisationen zusammen arbeiten.

Tierhilfen in Albanien

Kastrationen vorzunehmen, Tierheime, Tierkliniken bauen und das versorgen der Straßenhunde kostet viel Geld, Zeit und Liebe. Spenden haben die Hilfsorganisationen mehr als nötig und jeder kleine Beitrag ist wichtig und eine Hilfe. Spenden sind absolut wichtig, damit Tiere versorgt und kastriert werden können, aber bitte spendet nicht an dubiose Privatpersonen, sondern direkt an die Organisationen.

Wo eure Spende am richtigen Ort ankommt, ist bei:

ProQen ist eine Organisation aus Österreich, die Tieren in Albanien hilft. Ihre Arbeit konzentriert sich auf Kastration, Versorgung von Notfällen, Aufrechterhaltung der Auffangstation, Sensibilisierung.

Auf ihrer Website schreiben sie folgendes, was ich gerne teilen möchte, da es bestimmt einigen von euch weiterhilft.

ProQen schreibt auf seiner Seite folgendes zu verletzten Hunden in Albanien:

 Bei verletzten Hunden

„Wenn Sie gerade in Albanien URLAUB machen und Ihnen ein verletzter Hund oder ein Hund in großer Not begegnet, so haben Sie die Möglichkeit ihn zu einem Tierarzt unseres Vertrauens zu bringen.

Nicht überall in Albanien gibt es TIERÄRZTE!!! In sehr wenigen größeren Städten, gibt es Kleintierärzte, die tatsächlich Hunde/Katzen behandeln können.

TIERÄRZTE in Albanien

Wenn Sie in SHKODER sind: dr.vet. RUBIN PIRANAJ, Klinika Putrat, Rruga Hoxha Tahsim, Shkoder, AL. Cel. 00355 69 560 1111

Wenn Sie in FIER sind: Dr.vet. ARTENIS LIMOJ, Farmaci e Klinike Veterinare Artenis Limoj, Fier, AL. Cel. 00355 68 83 53 760/artenislimoj3@gmail.com

Wenn Sie in DURRES sind: Dr.vet. EROR ZYLYFTARI, Klinika Veterinare KLOER, Sheshi Selaniku, Durres, AL. Cel. 00355 69 317 7929

Wenn Sie in TIRANA sind: Dr.vet. DORINA KOLLESHI MALA, Klinika Pet Care,  Rruga e Durresit, Tirana, AL

Wenn Sie in VLORA sind: Dr.vet. DIFTIR TAHIRAJ, Farmaci Klinike & Hotel Veterinar “ Victoria“, 069 586 4111, Vlora, AL

Strassenhunde und -katzen in Albanien haben keine Institution, die für sie zuständig ist. Wenn Sie ein Tier in Not finden, bringen Sie es bitte umgehend zum nächsten Tierarzt. In Albanien gibt es ganz wenige Volontäre, die Tieren in Not helfen können! 

Die Volontäre/Innen in Shkoder haben kein eigenes Auto oder keinen 24-Stunden Rettungsdienst! Auch der Tierarzt steht nicht 24 Stunden zur Verfügung! Wenn ein Hund in Not gemeldet wird, müssen die Volontäre irgendwie eine Transportmöglichkeit finden, denn keiner ist bereit einen verletzten Hund mit ins eigene Auto zu nehmen, auch kein Taxi!

KOSTEN:

Auch die BEHANDLUNGSKOSTEN wollen gedeckt sein! Bitte denken Sie daran! Volontäre sind meistens ganz junge Leute, die keine oder eine schlecht bezahlte Arbeit haben, sie können den Tierarzt nicht bezahlen. Jeder Beitrag hilft und macht solche Einsätze möglich.

***Wenn Sie uns kontaktieren und uns um Hilfe bitten, versuchen wir den Kontakt zu lokalen Tierärzten und lokalen Tierschützern möglichst reibungslos und unkompliziert herzustellen. Dafür ist Geduld und Zusammenarbeit notwendig! „

Anmerkung von uns: Die Tierschutzorganisationen sind stark ausgelastet, bitte versucht selbst Kontakt zu einem Tierarzt herzustellen und die Kosten für eine Behandlung zu tragen (so teuer ist es nicht). Wenn es nicht möglich ist, könnt ihr über https://www.proqenalbania.org/ kontaktieren.

Andere seriöse Organisationen in Albanien sind:

JETA Gemeinnützige Tierhilfsorganisation in Durres, Fier, Vlora, Elbasan und Lezhe.

Protect ME in Vlora ist das 1. offizielle Tierheim in Vlore und der 1. offizielle Verein.

Straßenhunde in Albanien

Zurück zu dem Beitrag von 2018 – Überall hat man Straßenhunde um sich. Ganz egal ob Strand, Stadt oder in der entlegensten Wildnis. Sehr viele waren zutraulich und freundlich. Andere halten lieber Abstand. Aggressiv begegnete uns keiner.

Albanien ist bestimmt nicht für seinen Tierschutz bekannt. Damit will ich aber nicht sagen, dass Tiere in Albanien grundsätzlich schlecht behandelt werden. Wenn viele Einheimische arm sind, dann steht der Tierschutz für die Bevölkerung einfach erstmal nicht an erster Stelle. Dies ist nicht nur in Albanien so und es ist eine lange Sensibilisierung notwendig.

In Bosnien gibt es ein Projekt, dass gut angenommen wird. Hierbei wird die Bevölkerung sensibilisiert und aufgeklärt, dass nicht der Straßenhund von Grund auf böse ist, sondern die Menschen ihn dazu bringen aggressiv zu werden. Es funktioniert so gut, dass Menschen vor Ort, Straßenhunde aufnehmen.

Es fiel uns schwer weiterzufahren und die Hunde gingen uns die gesamte Reise und auch jetzt noch, nicht mehr aus dem Kopf.

Für uns ging es weiter zum OSUM Canyon (übrigens der meistgelesene Artikel hier auf dem Blog Stand 8.2023)

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